Immunsuppression

Künstlich herbeigeführte Unterdrückung oder Abschwächung der Immunreaktionen eines Organismus, zum Beispiel zur Verhinderung der Abstoßung von Geweben, Zellen oder Organen in der Transplantationschirurgie.

Wenn ein Patient fremdes Gewebe oder fremde Zellen transplantiert bekommt, erkennt das Immunsystem des Patienten diese als „allogen“, und setzt eine Abstoßungsreaktion in Gang.

 

Der überwiegende Anteil von Zellen des Organismus trägt an seiner Oberfäche biologische Strukturen, die von unterscheidlichen Zellen des Immunsystems ständig kontrolliert werden und - falls sie nicht zu den körpereigenen Strukturen gehören - zu einer Abstoßungsreaktion führen können. Hierbei wandern z.B. Entzündungszellen an den Ort des Transplantats und lösen eine Gewebsreaktion aus, die zur Abstoßung des Gewebes oder der Zellen führen. Um dies zu verhindern, gibt es unterschiedliche Ansätze, die Aktivierung des Immunsystems zu verhindern. Medikamente die dies tun, heißen Immunsuppressiva. Zu ihnen gehören körpereigene Substanzen wie Kortison, aber auch Stoffe, die beispielsweise aus Pilzen isoliert oder künstlich hergestellt werden wie Ciclosporin, Tacrolimus, Rapamycin oder Mycophenolat.

Unterschiedliche Organe werden vom Immunsystem verschieden stark als fremd erkannt:

Erhöhtes Risiko für Infektionserkrankungen und Krebs

Durch die Immunsuppression zur Verhinderung von Abstoßungsreaktionen ist auch die wichtige, normale Infektabwehr geschwächt. Die Patienten können daher leichter Infektionserkrankungen bekommen. Besonders gefürchtet sind Pilzerkrankungen (Mykosen) oder sogenannte Reaktivierungen von Virusinfektionen (z.B. Ebstein-Barr-Virus: Pfeiffer´sches Drüsenfieber).

Zudem hat ein geschwächtes Immunsystem auch ein erhöhtes Risiko für bösartige Erkrankungen zur Folge. Da „entartete“ Zellen weniger effizient vom Immunsystem eliminiert werden, kommt es bei immunsupprimierten Patienten gehäuft zu Krebserkrankungen, insbesondere zu Lymphomen oder Hautkrebs. Da der Einsatz von Immunsupressiva nach einer Transplantation in der Regel lebenslang erforderlich ist, ist ihre Optimierung ein wesentliches Ziel der Medizin. Langzeitkomplikationen nach der Transplantation sind häufig erhöhter Blutdruck, Diabetes mellitus, Fettleibigkeit und Artherienverkalkung. Aus Stammzellen abgeleitete Transplantate könnten unter Umständen zum Empfänger identische Oberflächenstrukturen aufweisen. Eine Immunsuppression wäre in einem solchen Verfahren nicht notwendig.

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