Wolfgang Huber

Die evangelische Kirche hat immer gefragt, was dem Leben dienen kann
Wolfgang Huber, der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist dafür, den Stichtag für den Import embryonaler Stammzellen zu verschieben.
„Ein Embryo hat von Anfang an menschliche Würde. Deshalb darf auch kein Embryo zu Forschungszwecken hergestellt und dann getötet werden. Es entstehen aber bei der künstlichen Befruchtung überzählige Embryonen, und die schwierige Frage heißt, ob aus diesen Embryonen, die ohnehin absterben, Stammzellen gewonnen werden dürfen, um mit ihnen Heilungsmöglichkeiten zu erforschen. Da kann es unterschiedliche Haltungen geben. Es kann nicht die eine Position als christlich, die andere als unchristlich dargestellt werden.
(…)
Meine Position ist heikel, aber Verantwortungsethik ist nun einmal heikel. Ich setze mich für den Lebensschutz ein, akzeptiere aber eine Stichtagsverschiebung; das ist schwieriger zu begründen als die kategorische Ablehnung jeglicher Forschung an embryonalen Stammzellen. Aber starke Positionen können auch starr sein und dadurch verantwortbare Lösungen verhindern. Die evangelische Kirche hat immer gefragt, was konkret dem Menschen, dem Leben dienen kann. In dieser Tradition sehe ich mich.“
Auszug aus einem Interview der Süddeutschen Zeitung mit Bischof Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, 10.02.2008